Warum Männer nicht weinen
(dürfen)
„Stell dich nicht wie ein Mädel an!“ - wer kennt es nicht? Da fällt der kleine Bub hin und fängt erstmal an zu weinen. Während die Mutter das Kind trösten möchte, kommt der Opa von hinten und lässt trocken den allseits bekannten Kommentar. Wie hätte aus so einem Buben zu seiner Zeit nur was werden sollen?! Wer später mal ein Mann sein möchte, muss hart im Nehmen sein, darf keine Schwäche zeigen! Man(n) stelle sich vor, ein Mann würde im Geschäft auf einmal anfangen zu weinen weil sein Chef zu ihm ganz ganz arg böse war! Nein, ein Mann muss das aushalten können!
Und während viele (vor allem frische) Mütter oder Frauen generell sich jetzt denken werden „Was für eine Scheiße!“, möchte ich die Wette eingehen, dass ein bei den Männern höherer Prozentsatz sich denken wird „Was soll dieser sarkastische Unterton?!“. Dabei haben beide Seiten auch noch recht. Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass das oben aufgezeigte Bild eines Mannes in meinen Augen ziemlich veraltet ist, wie aber viele alte Dinge hat es sich bis heute gehalten und so wird es wohl auch noch eine ganze Weile in der Gesellschaft erhalten bleiben. Warum aber ist dieses Bild überhaupt veraltet?
An sich sind wir alle nur Menschen, Frauen als auch Männer. Ich unterteile unser Handeln und Denken immer gerne in zwei Kategorien: Es gibt das emotionale Handeln und Denken. Wenn wir zum Beispiel voller Trauer sind und weinen und dem Auslöser für unseren emotionalen Schmerz eine reinhauen, dann handelt es sich um ein Emotionales anliegen. Wir werden hier von unseren Emotionen gesteuert (das Denken als auch das Handeln). Für dieses Handeln kann man den Menschen meiner Meinung nach auch nicht verantwortlich machen!, denn wir können für unsere Emotionen nichts. Sie sind natürlich. Dem gegenüber steht das logische Handeln und Denken. Wenn wir jetzt also jemandem eine reinhauen, weil wir ihm Schaden zufügen möchten (das ist beim emotionalen Handeln nicht die erste Intention!), dann machen wir das aus der Logik heraus. Ein Beispiel für logisches Denken bietet die Mathematik. Für dieses Denken und Handeln kann der Mensch meiner Meinung nach wiederum verantwortlich gemacht werden, denn Logik basiert auf Gesetzten und funktioniert überall gleich!
Der unterschied zwischen Männern und Frauen ist nun dieser, dass Frauen oft emotionaler und Männer oft eher logisch handeln. Soweit ist noch nichts schlimmes an der Sache, das Ganze macht mit Blick auf unsere Revolution sogar Sinn. Zu Beginn unserer Zeit des Menschseins gab es eine einfache Aufgabenverteilung: Männer hatten dafür zu sorgen, dass die Familie nicht verhungert – sie mussten also beispielsweise jagen gehen. Dazu braucht man ein gewisses logisches Verständnis. Es gilt schließlich zu wissen, wo man den Hirsch treffen muss, damit er gleich zu Boden geht und nicht noch zwei Kilometer weiter rennt. Frauen wiederum mussten schauen, dass es den Alten gut geht und mussten sich selbstredend auch um die Kinder kümmern. Hier ist ein eher emotionales Denken von Vorteil, vor allem bei kleinen Kindern, denen man auch mal gut zureden können muss (soweit Sprache damals schon soweit entwickelt war. Die Idee sollte aber klar geworden sein). Diese Teilung des Denkens hat sich im wesentlichen bis heute so gehalten. Zumindest auf der oberen gesellschaftlichen Ebene. Frauen trauen sich nach wie vor eher Tränen zu zeigen als es Männer tun. Männer tragen nach wie vor in der Öffentlichkeit gerne das „Männer weinen nicht!“-Schild mit sich rum. Nur vereinzelt in der Öffentlichkeit und verstärkt im Privaten scheint es eine Aufweichung zu geben. Unter Freunden, so meine Einschätzung, trauen sich Männer heutzutage viel eher Gefühle zu zeigen als früher. Die Frage, warum im Großen und Ganzen sich aber dieses Bild gehalten hat, wird zum einen mit Sicherheit auch damit beantworten lassen, das Mädchen als auch Jungen von kleinauf immer wieder in dieses Bild gedrängt werden. Platz für eine davon unabhängige Entwicklung ist in unserer Gesellschaft nicht vorgesehen. Auf der anderen Seite, und das wird den Rest der Frage wohl ganz gut beantworten, muss man einfach zugeben, dass die Wirtschaft auf kalter Logik zu funktionieren scheint. Es geht um Gewinnmaximierung, Monopolstellungen – alles Ziele, welche sich in einem auf Logik basierendem System nur durch Logik erreichen lassen. Und das wird auch erwartet: Wer, und wenn es nur innerhalb eines Betriebs ist, aufsteigen möchte, schafft das in der Regel nicht durch seine außerordentlichen emotionalen Leistungen, sondern durch Kalkül und Führungsqualitäten. Ein Mensch, der sehr emotional geprägt ist und dementsprechend auch handelt, wird sich schwerer damit tun, eine konkurrierende Firma vom Markt zu schmeißen mit dem Wissen, wie viele Menschen dadurch arbeitslos werden, als ein eher logisch handelnder Mensch – der eben im Sinne der Firma logisch handelt.
Dies ist – nebenbei bemerkt – auch einer der Gründe, weshalb ich eine Frauenquote in Firmen kritisch sehe. Ich bin der Überzeugung, dass eine Frau, welche die Kompetenzen besitzt, es auch schafft in der Firma aufzusteigen – denn Geschäftsführer haben die Aufgabe, ihren Betrieb nach vorne und nach oben zu bringen. Wenn sich nun eine Frau dazu besser eignet als ein Mann, werden sie auch eine Frau in die entsprechende Position holen. Aber das ist ein anderes Thema, auf welches ich hier auch nicht weiter eingehen möchte.
Ich denke, dass wir nicht zwingend einen Wandel in diesem Bild was die Wirtschaft betrifft benötigen. Wirtschaft und Handel basiert nun mal auf Logik und da spricht in meinen Augen auch wenig dagegen. Wir sollten allerdings schauen, dass Männer generell beginnen mehr Emotionen zu zeigen. Ich bin der Überzeugung, dass das nicht nur vielen Männern helfen wird (denn auch sie sind Menschen), sondern auch der Gesellschaft generell sie zu verstehen, wenn sie auf einmal beginnen gegen die Logik zu handeln. Es ist veraltet, einem Buben zu sagen „Stell dich nicht wie ein Mädel an!“, denn es spricht nichts dagegen, zu zeigen, wie es in einem aussieht.
Man(n) muss lernen, ein gesundes Gleichgewicht zu finden zwischen logischer Logik und emotionaler Logik.
So könnte, denke und hoffe ich, die Welt sogar ein bisschen besser werden, wer weiß...
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